Vohburg Asyl – Bürger in Rockolding fühlen sich überfordert

Lesedauer 3 Minuten

Bei 800 Einwohnern sieht man sich mit 150 Asylbewerbern behördlich übertölpelt

Dieser Beitrag wurde bisher 54 x aufgerufen.

Knapp 16 Prozent der Einwohner von Rockolding werden demnächst Asylbewerber sein. Warum, fragten die Bewohner auf einer Bürgerversammlung am 19. November in Vohburg , müssen sie, wie schon in der jüngeren Vergangenheit, erneut für ganz Vohburg die Suppe auslöffeln?

Keine Frage, den Flüchtlingen muss geholfen werden! Doch warum soll das ein Ortsteil allein bewerkstelligen? Bei aktuell 22 auf die Stadt Vohburg (ca. 7800 Einwohner) verteilten Asylbewerber stellen die demnächst im Ortsteil Rockolding (ca. 800 Einwohner) für 150 Asylbewerber als Notunterkunft aufgestellten Zelte eine unzumutbare Belastung dar.

Befürchtungen und Ängste, vor allem aber Unverständnis über die vor Ort handelnden politisch Verantwortlichen prägten über weite Strecken die Asyl-Bürgerversammlung im Kulturstadl der Stadt Vohburg, zu der sich eine an Lautstärke nicht zu überhörende Zahl von Rockoldingern eingefunden hatte.

Vom „St. Florians“-Prinzip, nach dem man die Zelte der Notunterkunft in einem anderen Ortsteil aufschlagen, oder zumindest nach der für Rockolding prognostizierten 6 Monaten Stelldauer nach Irsching verlegen könnte, bis zur Forderung, Bürgermeister und Landrat sollen -unter Außerachtlassung der für die kommenden Monate nicht abschätzbaren Entwicklung des Flüchtlingsstroms- Garantien zur zeitlichen und kapazitätsbezogenen Belastung für Rockolding abgeben.

Weder der dabei als Blitzableiter fungierende Bürgermeister Schmid, wie auch der neben ihm auf dem Podium sitzende Landrat Wolf konnten als letzte Glieder in der staatlich vorgegebenen Reaktionskette darauf eingehen.

Ein ums andere Mal beschrieben sie die aktuell nicht wegzuwischenden Zwänge die in den Vorgaben der Realität zu finden seien (Die Normative Kraft des Faktischen), baten darum, ihre vorgebrachten Lösungsansätze zur kurz- bis mittelfristigen Befriedung der „sicher unbefriedigenden Situation“ nicht als Ausreden, sondern als klare Selbstverpflichtung anzuerkennen.

So haben sich etwa, als Sofortmaßnahme zur dezentralen Wohnraumbeschaffung einige Vohburger Stadträte bereit erklärt, auf der Suche nach freiem Wohnraum alle Hausbesitzer in der Kommune abzutelefonieren.

Flankierend werden vom Landratsamt „massiv“ Container bestellt. Wobei sich die Stellplatzsuche für derartige Asylbewerberunterkünfte in der Stadt erschweren dürfte. Einige „Swimmingpool-Besitzer“, berichtet der Bürgermeister, hätten ihre diesbezüglich abwehrende Haltung unmissverständlich bekundet.

Doch, und das machte Landrat Wolf an diesem Abend deutlich, „es wird jeden treffen“! Bei der angestrebten dezentralen Unterkunftslösung auch jeden Ortsteil. „Wir werden konsequent für alle Ortsteile die 2-3 Prozentlösung umsetzen“ erteilte Bürgermeister Schmid dem „St.Florians“ Prinzip eine Abfuhr.

Bei den aktuell vom Landrat von der Regierung von Oberbayern mitgebrachten Vorgaben auch nicht anders möglich.

Was im Erstaufnahmelager München von den aktuell 7000 in Bayern als Tageszugang gemeldeten Asylbewerbern ankomme, wird dort registriert, gesundheitlich versorgt und in gleicher Zahl am nächsten Tag auf die Bundesländer und Landkreise verteilt.

Ungeachtet der Effizienz bundespolitischer Anstrengungen und der im Aufbau befindlichen Rückführungszentren (z.B. die Max-Immelmann-Kaserne in Manching) bedeutet das ab 1. Dezember für den Landkreis, in Pfaffenhofen werden monatlich 200 Asylbewerber ankommen und nach der derzeit verabredeten Quote von 2-3 Prozent der Einwohnerzahl auf die 19 Gemeinden im Landkreis verteilt.

Man werde “alles was zumutbar ist anmieten“, bekräftigte Landrat Wolf seine Strategie zur Vermeidung von großen Sammelunterkünften. Und obwohl an diesem Abend auch auf Fragen nach „was ist ortsübliche Miete“„ und zumutbarer Bausubstanz eingegangen wurde, „wird uns zu wenig angeboten“.

Mit einem Appell an Besitzer vermietbaren Wohnraums, dem Dank an die schlussendlich im Laufe des Abends ruhiger gewordenen Rockoldinger und alle anwesenden Bürger, endete nach annähernd 3 Stunden diese Bürgerversammlung.

Wir werden uns weder von Asylproblemen noch von Terroristen in Paris unsere Demokratie kaputt machen lassen“ gab sich Bürgermeister Schmid optimistisch. „Wobei wir nur gemeinsam die vor uns liegenden Herausforderungen meistern werden“ so Landrat Wolf am Ende dieser zwischenzeitlich nicht erwartbar, aber dennoch versöhnlich ausklingenden Bürgerversammlung.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

Schon gelesen?

Vortrag – Wie „BlackRock“ unsere Demokratie untergräbt und unseren Sozialstaat zerstört

Dr. Werner Rügemer am Dienstag, 26. September, 19 Uhr in Pfaffenhofen.